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Wie finde ich einen guten Anwalt?

Naja-Idee: Internet

Die meisten suchen die Lösung ihres Problems heutzutage sowieso im Internet. Deswegen sind Sie wohl hier gelandet. Aber Sie sollten im Internet nicht nur nach “bester Anwalt für Erbrecht” oder “bester Anwalt für Strafrecht” suchen. Was Sie finden würden, wären ganz oben die suchmaschinenoptimierten Seiten, zB:

Vielleicht sogar nur einen entsprechenden Domainnamen – aber was würden Sie denken, wenn ich mir die Domain www.bester-Anwalt-in-ganz-Österreich-für-Strafrecht.at reserviert hätte? Dass das der Wahrheit entspricht? Weil ich so klug war, mir die Domain zu reservieren? Ok, immerhin war derjenige nicht dumm, aber ob er deswegen der beste Strafverteidiger Österreichs ist…

Und wenn irgendjemand auf “bester Anwalt für Fachgebiet XY” verlinkt, dann handelt es sich meiner Erfahrung nach meist um das Werk von Suchmaschinenoptimierern (gekaufte Links, Posts und Likes etc). Leider hilft Ihnen das Internet in Wahrheit nicht so einfach weiter.

Sie müssen wirklich noch suchen. Und dann finden Sie auch nur Anwälte, deren Selbstbeschreibung oder Photo Ihnen gefällt, Erfolgsgeschichten, die Sie zuversichtlich stimmen, oder aber auch warnende oder begeisterte Google-Rezensionen.

Sie werden ein Gefühl bekommen, ob ein Anwalt nur wenige Rechtsgebiete anbietet und daher (vermutlich!) auch gut darin ist. Zumindest nicht schlecht. Den besten gibt es sowieso nicht. Und Sie werden merken, dass es Anwälte gibt, die nicht wirklich viel oder gut Marketing betreiben, Ihre Tätigkeit nicht wirklich gut auf Ihrer Homepage beschreiben, aber seltsamerweise 4 Sekretärinnen und 2 Konzipienten haben. Also hat dieser Anwalt TROTZ fehlenden Internetmarketings soviel Zulauf, dass er soviel Angestellte bezahlen kann.

Wen finden Sie auf diese Art gar nicht? Anwälte, die gar keine Homepage haben. Und das sind ja eher die alten Anwälte. Die mit viel Erfahrung.

Gute Idee: Freunde fragen

Ehemalige Klienten lügen nicht. Es gibt kein “Affiliate-Marketing”, der Tippgeber bekommt nichts dafür, nein, er hat viel Geld bezahlt. Also stimmt es dann wohl, wenn er Gutes über seinen Anwalt erzählt. Das Problem ist nur, man kennt selten 10 Personen, die in dem konkreten Bereich, in dem man selbst ein Problem hat, Erfahrungen haben. Und statistisch gesehen bietet die Auskunft von 1 Freund keine echte Gewähr. Der kann Glück gehabt haben.

Anklage wegen Drogenbesitz? Ein langjähriger Suchgiftkonsument braucht nur seine 5 Kumpels fragen, welchen Anwalt er nehmen soll. Aber wenn Sie eine Pflichtteilsklage von Ihrem Bruder bekommen haben und innerhalb einer Woche einen Anwalt brauchen, um den Erbrechtsstreit zu führen, werden Sie kaum auf die Schnelle 5 Freunde fragen können, die auch schon einen Erbrechtsprozess hatten. Mundpropaganda hilft also nur manchmal wirklich weiter.

Super Idee, aber: Richter

Als Richter berät man an Amtstagen (Dienstag Vormittag) Bürger wegen kleinerer und größerer Probleme. Da ein Richter sich bei der Beratung nicht zu weit hinauslehnen sollte, aber sich der Bürger für ein kommendes Gerichtsverfahren gerne bestmöglich wappnen will, hörte ich dabei immer wieder die Frage: “Kennen Sie für so etwas einen guten Anwalt?” oder “Wer ist denn für so etwas der beste Anwalt?

Die meisten Richter haben die örtlichen Anwälte schon zu Genüge kennen gelernt und kennen die Antwort: “Es gibt ein paar, und sie heißen X, Y und Z.” Nur sagt das keiner. Auch ich habe mich als Richter davor gehütet. Schlicht, weil es sich nicht gehört und auch den Anschein der Unparteilichkeit des Gerichts beeinträchtigen würde.

Mutige Idee: Anwälte fragen

Ebenso wie Richter kennen die Anwaltskollegen ihre Anwaltskollegen. Sogar noch besser, weil dem Richter erzählt man ja nicht immer alles. Aber warum sollte Ihnen ein Anwalt einen anderen Anwalt empfehlen? Weil Sie ihn fragen. Anwälte sind keine zwanghaften Lügner. Wenn Sie zB ein Testament anfechten müssen, rufen Sie einfach bei einem beliebigen örtlichen Anwalt an und fragen ihn, ob er Spezialist für Erbrecht ist. Vielleicht WILL er ja gar keinen Erbstreit führen. Und JEDER Anwalt kennt Kollegen, die die Bereiche, die er selbst nicht betreut, zumindest nicht ganz schlecht beherrschen. Er wird Sie also gerne an einen besser geeigneten Kollegen verweisen. Ich mache das jede Woche, weil ich schlichtweg kein Firmenrecht, kein Besuchsrecht, kein Gewerberecht etc. machen will und/oder kann. Ein Anwalt, der Aufträge bzw. Klienten annimmt, die er mehr recht als schlecht betreuen kann, hat

  • keinen Spaß
  • selten Erfolg, und in Folge
  • oft keine gute Nachrede.

Das Ergebnis hat der Zeichner Honoré Daumier schon vor längerem festgehalten:

Wenn also ein Rechtsanwalt bei telefonischer Anfrage antwortet, dass er “auch” Erbrecht macht, haben Sie schon einen Teil der Antwort. Wenn er ausdrücklich sagt, dass er “alles” macht, würde ich nachfragen, wieviele neue Fälle er pro Monat im konkreten Spezialgebiet annimmt.

Dr. Lorenz Kirschner, Anwalt für Straf- und Erbrecht

Rechtsanwälte Dr. Johannes Kirschner und Lorenz Kirschner
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